Der Leonidensturm vom 18./19. November 2001
– beobachtet in China –
Begriffe: Meteoroid: kosmischer Kleinkörper
Meteor: durch einen Meteoroiden in der Atmosphäre hervorgerufene Leuchterscheinung (Luft wird ionisiert)
Sternschnuppe: kleiner Meteor, verursacht durch Mikrometeorit mit einigen Millimetern Durchmesser.
Feuerkugel / Bolid: Meteor heller als Venus, verursacht durch kleinen Meteorit mit einigen Zentimetern Durchmesser.
Meteorit: kosmischer Kleinkörper, der in die Erdatmospäre eingedrungen ist und den Erdboden erreicht hat
Radiant: scheinbarer Quellpunkt (am Himmel) der Meteore eines Meteorstromes
Der alljährlich um den 18. November auftretende Meteorstrom der Leoniden ist in der Regel recht schwach. Doch im 33 Jahre-Rhyth- mus läuft er oft zu Höchstform auf und präsentiert mehrere Tausend Sternschnuppen pro Stunde. Solch ein herausragendes Naturschauspiel ereignete sich in der Nacht vom 18. zum 19. November 2001. Nach dem Dust-Trail-Modell - wählen Sie links: Leonidenkomet - sollte die Erde um 11.01 Uhr MEZ , um 18.30 Uhr und um 19.19 Uhr auf solche Trails treffen. In Deutschland hatte man allerdings zwei Probleme: Das im allgemeinen scheußliche, den Blick zum Himmel verwehrende Novemberwetter und die Tatsache, dass der Radiant, der scheinbare Quellpunkt der Meteore, zur optimalen Zeit noch unter dem Horizont liegt. Deshalb flogen einige Beobachtergruppen der Sonne bzw. der Nacht entgegen, nach Korea, China, Taiwan, Australien und in die Mongolei.
Als Teilnehmer der China-Gruppe befand ich mich in besagter Nacht an einem relativ wettersicheren Beobachtungsplatz bei Taikang einige Autostunden südlich der Millionenstadt Qiqihar in Nordostchina. Wegen der siebenstündigen Zeitverschiebung erwarteten wir die Maxima um 01.30 Uhr und 02.19 Uhr Ortszeit, als der Löwe schon 30 Grad über dem Horizont stand. Da der letzte Neumond erst drei Tage zurück lag und wir vom Licht großer Städte weit entfernt waren, bot ein sehr dunkler Himmel eine wünschenswerte Kulisse. Bei sehr guten Sichtbedingungen erlebten wir in der Nacht vom 18. zum 19. November von 22.30 Uhr Ortszeit bis weit in die Morgendämmerung hinein Tausende von Sternschnuppen mit einer unerwartet großen Helligkeit. Manche rasten über den halben Himmel. Einige Hundert waren heller als Venus in ihrem schönsten Glanz. Man nennt sie Feuerkugeln oder Bolide. Drei dieser außergewöhnlichen Kaliber verblüfften mich durch ihre Farbenpracht. Sie begannen blau, durchliefen in Sekundenschnelle alle vom Regenbogen bekannten Spektralfarben, um schließlich als rötliche Erscheinung wieder in der Dunkelheit der Nacht zu verschwinden. Einige male vernahm ich ein Aufhellen des Himmels, ohne dass ich einen Meteor in meinem Gesichtsfeld gesehen hatte. Wie im Reflex drehte ich mich um und sah noch das Nachleuchten einer Meteorspur. Die leuchtenden Ionisationswolken heller Feuerkugeln veränderten nur langsam ihre Form. Mitunter brauchten sie 20 Minuten, um sich durch Auflösung einer weiteren Beobachtung zu entziehen. Die auffälligsten Meteore waren etwa so hell wie der Vollmond und warfen deutliche Schatten. Mit “unglaublich”, “das gibts doch nicht” und “Wahnsinn” kommentierten die begeisterten Beobachter das Gesehene. Unsere in Zeitintervallen vorgenommenen Meteorzählungen bestätigten die für die zwei Maxima prognostizierten Zeitpunkte, was erneut für das noch recht junge Vorhersagemodell von Asher und McNaugh spricht.
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